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So klingt Nähe: Wie Heike Werntgen „Closer Than Ever“ inszeniert

  • Autorenbild: Krissy Dorn
    Krissy Dorn
  • 18. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 23. Juli

Foto: BoogArt Photographics
Foto: BoogArt Photographics

Blick hinter die Kulissen: Heike Werntgens sensible Regiearbeit


Als wir mit unserer ersten Produktion – Maltby & Shires Musicalrevue Starting Here, Starting Now – starteten, lag unser Fokus zunächst auf dem Gesang. Doch schnell wurde klar: Für die emotionale Tiefe der Songs brauchten wir eine Regisseurin mit Gespür für musikalisches Theater. Unsere Wahl fiel auf Heike Werntgen, erfahrene Musicaldarstellerin, Theaterpädagogin und Regisseurin, ausgebildet u.a. am renommierten Lee Strasberg Studio in New York. Ihre präzise und einfühlsame Regiearbeit machten Starting Here, Starting Now zu einem vollen Erfolg – bei Publikum wie Kritik. Mit großer Sorgfalt arbeitete sie die Essenz jedes Liedes und jeder Szene heraus, und Publikum und Presse reagierten begeistert.


„Closer Than Ever“ – viel mehr als ein Liederabend


In unserem zweiten Projekt, „Closer Than Ever“, schuf Heike Werntgen eine besonders kreative Klammer für die lose verbundenen Songs der Show: Ein Klassentreffen bringt vier alte Schulfreund:innen zusammen. Sie warten auf weitere Gäste – doch niemand sonst erscheint, und so feiern sie ihren Abend zu viert, mit Liedern über das Leben, die Liebe, Midlife-Krisen und stets in der Hoffnung, dass doch noch jemand kommt.

So entsteht ein emotionaler Abend, bei dem nicht nur gesungen, sondern gelebt wird. Die anonymen Rollen (Man 1, Man 2, Woman 1, Woman 2) entwickelten in den Proben durch Heikes Regieführung individuelle und konsistente Persönlichkeiten mit Tiefgang und Backstory und sogar Arbeitsnamen, die auf der Bühne nicht genannt werden, aber das Spiel der Darstellenden prägen.


Vier Figuren, vier Perspektiven – starke Charaktere in starken Songs


Woman 1 Krissy Dorn, Sopran (Betty): Geschieden, alleinlebend, Gastgeberin des Abends. Sarkastisch, leicht zwanghaft („Patterns“) und mit einem scharfen Blick auf ihre Freunde und nicht glücklich darüber, wie ihr Leben läuft („Life Story“).

Woman 2 Merel Zeeman, Mezzo (Jill): Freigeist, exzentrisch und impulsiv („What Am I Doing?“), leidenschaftlich, aber beziehungsunfähig („Miss Byrd“ und „Back On Base“).

Man 1 John Rinaldi, Tenor (Chris): Erfolgreicher Karrieretyp, wohlhabend, romantisch jedoch wenig versiert („You Want To Be My Friend?“) mit geschöntem Selbstbild, das mehr Wunschdenken als Realität widerspiegelt („One of The Good Guys“).

Man 2 Mariano Skroce (Dave), Profimusiker, definiert sich über seine Liebe zur Musik („If I Sing“), ist jedoch zutiefst unzufrieden mit seinem Leben („I’ll Get Up Tomorrow Morning“).


Die Story hinter der Story: Regie mit Tiefgang


Richard Maltby Jr. schreibt in seinen Liner Notes zu unserer Starting Here, Starting Now-Studio-Aufnahme: „Theaterlieder sind trügerisch – oft steckt mehr zwischen den Zeilen, als man zunächst hört.“ In ihrer Regiearbeit bei Closer Than Ever gelingt es Heike, die Story hinter der Story aufzugreifen und sichtbar zu machen. So konnten wir jedes Lied aus der einzigartigen Perspektive unserer Figuren interpretieren.

Darüberhinaus erlaubt Heikes Konzept uns, auch die abwesenden Gäste einzubeziehen und in Rückblicken und Fantasiesequenzen vorzustellen, visuell unterstützt durch Porträtfotos im Bühnenbild. Ein kleverer kreativer Kniff: Es entsteht ein erweiterter Kosmos, der über das kleine Grüppchen auf der Bühne hinausweist.


Kritikerlob und Publikumserfolg


Der deutsche Kritiker Rolf-Rüdiger Hamacher schrieb über Closer Than Ever in MUSICAL-TODAY: „Das unter der präzisen Schauspielführung von Heike Werntgen spielwütig auftrumpfende Ensemble lädt durch sein authentisches Spiel immer wieder ein, sich mit den Charakteren und ihren Problemen zu identifizieren.“ Kulturkritikerin ElisabethEinecke-Klövekorn im Bonner Generalanzeiger hebt besonders die Warmherzigkeit der Inszenierung hervor sowie die komödiantischen und melancholischen Elemente dieser "ebenso berührenden wie unterhaltsamen "sentimental Journey".

Texter Richard Maltby Jr. selbst bringt es so auf den Punkt: „Ein buchlose Buch-Musical wird nicht durch eine Handlung, sondern durch Gefühle zusammengehalten – und Gefühle sind zeitlos.“ Heike hat uns geschickt angeleitet, genau diese zeitlosen Emotionen zu verdichten und damit die über 35 Jahre alten Songs so frisch und relevant wie am ersten Tag zu präsentieren.


Fazit: Ein Musical-Abend, der unter die Haut geht


Mit ihrer einfühlsamen Regie bei Closer Than Ever hat Heike Werntgen bewiesen, wie wichtig eine durchdachte Inszenierung auch und gerade für ein sogenanntes „buchloses Musical“ ist. Ihre Idee, die Songs durch die Rahmenhandlung eines Klassentreffens zu verbinden, machte den Abend kurzweilig und zugänglich, insbesondere auch für unser deutsches Publikum. Dessen Reaktionen zeigen, dass die emotionale Tiefe der Lieder auch über Sprachbarrieren hinweg erlebbar gemacht werden kann.

Das Jewel Box Musical Theater ist Heike zutiefst dankbar für ihre künstlerische Vision, ihre Leidenschaft für Figuren und Story – und die außergewöhnliche Zusammenarbeit. Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste gemeinsame Musicalprojekt.

Heike Werntgen
Heike Werntgen


 
 
 

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